Neue Wörter (Folge 57)

Ich frage mich allmählich, ob die regelmäßigen Leser meiner (recht unregelmäßig erscheinenden) Neuwortvorstellungen sich bereits ein merkwürdig mystifizierendes Bild meiner Frau gemacht haben. Ich frage mich auch, wie dieses Bild wohl aussieht. Schließlich ist sie eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Inspiration für viele Beiträge dieser Serie, die nun schon mehr Folgen hat als ich Jahre auf dem Buckel.
Zur Erklärung dieser Eigenart muss ich sagen, dass Deutsch im Ursprung nicht ihre Muttersprache ist – sie spricht es akzentfrei, versteht es allerdings auf ihre Weise, bekannte Wörter und Worte hin und wieder zu irriterenden, aber immer verblüffend überzeugenden Bastarden zu kreuzen.
Mir bleibt dann nur genaues Hinhören, Nachfragen, Staunen und schließlich Ergründen, wer bzw. was die Eltern des neuen Wortes sind.

Gestern zum Beispiel, im Auto, auf der Fahrt vom TomTailor-Outlet zu unserem Edeka.

Wir hatten an der Kasse des Outlets erst lange warten müssen, weil dort nur eine einzige Auszubildende einer großen Gruppe Kaufwilliger ausgeliefert war. Unmittelbar vor uns hatte eine Frau zwei Paar Schuhe ausgesucht, bei denen sich an der Kasse herausstellte, dass das eine wohl doch nicht herabgesetzt war. Oder vielleicht ja doch... oder nicht... ist denn keine Kollgein da, nein... ach, dann lass ich das Paar hier können Sie das bidde zurückbongen... ich weiß aber garnicht so genau, wie das...

...endlich waren wir dran, der Zorn der uns Nachfolgenden köchelte schon vor sich hin, und dann hatten meine Frau und ich unsere Kundenkarten nicht dabei und der EAN-Code auf dem Jeans-Preisschild war auch überklebt und überhaupt woran plötzlich wir die, die den Bezahlvorgang aller Kunden weiter verzögerten. Eine Dame hinter uns warf ihre Waren (irgendwelches Unterwäschegedöns)  auf den Tresen und verlief laut schimpfend den Laden... – kurz: die Situation war, wie meine liebe Frau später, im Auto, sagte:  

brikant

"Wie bitte?" fragte ich. 

brikant

Was wohl, wie ich dann messerscharf zurückschloss, aus brisant und pikant, entstanden sein musste.
Ich bin sicher, meine geschätzten Leser werden Gelegenheit finden, mit diesem schönen neuen Wort auch einem ansonsten langweiligen Tag neue Würze zu verleihen. Und wer weiß, vielleicht denken sie dabei gar an meine liebe Frau.

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